Die hohe Kunst der Manipulation

eine Beziehung in Abhängigkeit

Was hab ich mir damals gewünscht, es würde funktionieren.
Ich liebte seine Kinder, sie liebten mich, wir hatten tolle Visionen, wie wir mal leben wollten. Scheinbar ähnliche Werte, wobei- damals war ich mir meiner Werte gar nicht bewusst.
Überhaupt war ich einfach nur selig, nach vielen Jahren endlich verliebt zu sein.

Er war scheinbar reif und erfahren.

Während ich das schreibe, muss ich immer wieder den Kopf schütteln. Wahnsinn, wie unbewusst und bedürftig ich war. Seine Ex ist mit den Kindern ausgezogen und er war immer das arme Opfer. Ich habe ihm geglaubt. Ich habe zu ihm aufgeschaut und da ich, wie ich heute weiß, null Selbstwert hatte, war alles, was er sagte, einfach richtig.
Wie in meinem Post geschrieben, hat er mich Stück für Stück für Stück, eine Situation nach der anderen, abhängig gemacht.
Ganz bewusst. Er wusste genau, wo meine „Berührungspunkte“ waren.
Er überschüttete mich mit Komplimenten, um mich an ihn zu binden, und ja- ich schmolz dahin.
Und dann widerum, wenn ich seine Abwesenheit spürte, war das mein Fehler und er wurde wütend, wenn ich fragte, was los sei.
Ich war ehrlich verzweifelt, ich wollte doch nur, dass wir uns liebhaben und für einander da sind.

Warum hat es funktioniert?

Ich schreibe das nicht, um mich als Opfer und ihn als Täter an die Wand zu prangern.
Sondern um aufzuzeigen, wie subtil, wie unscheinbar wirkliche Manipulation funktioniert und wie das überhaupt mit mir funktionieren konnte.
Menschen kennen mich für meine Klarheit und Mut zur Wahrheit. Kaum vorstellbar, dass ich in dieser Beziehung war.
Klein, bedürftig, so gutgläubig und naiv.
Durch meine Herkunftsfamilie, die zerbrach, als ich zehn war, hatte ich diese tiefe Wunde in mir. Familie.
Ein Gefühl, das nur noch Erinnerung war. Ein Schmerz, der immer noch in mir schlummerte und auch heute noch nicht komplett verheilt ist.
Ich wollte geliebt, gehalten sein und mich sicher fühlen. Meine damalige Definition von Familie. Es war mir zwar bewusst, wie wichtig mir das ist, sonst hätte ich nie so lange durchgehalten, ausgehalten und viel mehr gegeben, als ich zu geben hatte.
Aber in der Tiefe, wo ich wegsah, was ich mir schönredete und welche Knöpfer er bei mir drückte, das war mir natürlich nicht bewusst.
Und so war ich die leidende Heldin „für die Familie“ und dabei benutzt und belogen.

Er redete mir sogar ein, meine damalige Freundschaft zu Fritz, wäre nur, um mich rumzukriegen und was ich denn wolle, wenn nicht mehr.
Ich hab die Freundschaft beendet.
Er war sehr klar, ich würde unsere Beziehung verraten, wenn ich mit anderen, inklusive meiner besten Freundin, über unsere Probleme reden würde.
Ich schwieg.
Ich hab damals viel gestritten. Es war, was ich kannte, es war vertraut und ich konnte noch nicht klar kommunizieren.
Logisch, sonst hätt ich mich getrennt. Klare Kommunikation heißt ja, klar hinschauen, was brauch ich, was will ich. Und was nicht. Aber was ich ansprach, wenn auch nicht ruhig und klar, war immer ein Volltreffer.
Er log. Er betrog. Er nutzte mich aus.
Und ich spürte es. Die ganze Zeit!

Er war arbeitslos. Ich trug uns. Ich hielt uns. Ich verschuldete- leider nicht uns, sondern nur mich, damit wir „es in einer größeren Wohnung“ schaffen. Dazu muss ich sagen, wir lebten 1,5Jahre in einem 1Zimmer Apartment. Frag mich nicht, wie. Aber es ging.

Meine Intuition & Bedürftigkeit. Seine Chance.

Und währenddessen hat er vermeintlich nach Jobs gesucht und angeblich nichts gefunden. Ein Jahr lang hat er gesagt, er sieht sich einfach nicht in einem Supermarkt an der Kasse. Ich hab ihm zugestimmt. Irgendwann nicht mehr, aber das hat für ihn keine Rolle gespielt.
Und während ich arbeiten ging, nebenbei meinen Heilpraktiker machte und mit purer Willenskraft mich aufgeopfert und verdrängt habe, ist er nachts ausgegangen. Hat mein Auto genommen, um zu beeindrucken.
Hat erzählt, er hätte eine neue Wohnung. Die ich bezahlte.
Das durfte natürlich niemand wissen, er hätte sich sonst so bloßgestellt gefühlt.
Hab ich verstanden. Und geschwiegen.
Hauptsache, wir leben irgendwann meine Wunschvorstellung.

Wenn ich also um fünf Uhr nachts aufwachte und so genau spürte, hier läuft was gewaltig schief und ihn anrief, weil er noch weg war, fühlte er sich übermäßig kontrolliert. Meine Schuld.
Die Liste ist sehr lang.

An einem Punkt bat ich meinen Bruder um Hilfe, weil ich ernsthaft glaubte, ich sei verrückt geworden. Weil ich spürte, es stimmt etwas nicht, aber meinem Ex mehr glaubte, das meine Intuition nicht wahr sei und ich ein Problem habe.

Mein Weg hinaus.


Dieser letzte Funke in mir ist nie erloschen. Diese Verbindung zur Wahrheit. Ich fragte einen Mentor um Rat, ich begann wieder zu meditieren und kündigte meinen Job, den ich nicht mehr ausüben konnte. Ich hatte keine Kapazität mehr, um Kunden zu beraten. Innerhalb einer Woche hatte ich eine andere Stelle und aus heutiger Sicht sollte es so klar so sein, wie es kam.
Ich sah immer klarer und zwischenzeitlich trennte er sich von mir, mit dem Argument, er wolle keine Kinder mehr.
Wir lebten noch zusammen und ich werde nie vergessen, wir standen im Flur und er sah mir in die Augen und sagte- bitte, lass mich gehen und akzeptiere meine Entscheidung.
Ich war ganz verwundert und sagte, …, Ich will nicht mehr mit dir zusammen sein.
In seinen Augen zerbrach ein Konstrukt, die klare Erkenntnis- ich bin nicht mehr von ihm abhängig, er hat alle Kontrolle und Macht verloren. Was ich sah, war pures Entsetzen, ich sehe es noch vor mir.
Ein paar Tage später fand ich alle möglichen Beweise, die mir die wichtigste Erkenntnis brachten.

Ich hatte immer recht. Meine Intuition war goldrichtig und ich kann mir vertrauen.
Ich bin nicht verrückt.
Puh!
So viel Erleichterung während den schockierenden Entdeckungen.
Ich wusste nicht, wer der Mann ist, mit dem ich zusammenwohnte und wozu er fähig wäre, wenn ich gehe. Schließlich war er immer noch abhängig von mir und ohne mich vollkommen mittellos. Er war sich ja zu gut für die Supermarktkasse.

Auszug über Nacht.

Mit einem Sicherheitsdienst bin ich mitten in der Nacht, wo er mal wieder unterwegs war, ausgezogen.
Adrenalin pur.
Ich hatte ein WG-Zimmer gefunden und hab zwei Wochen bei meinem Bruder gewohnt, um nicht allein zu sein.
Ich kann mich erinnern, ich hab mit drei Decken, zwei Wärmflaschen geschlafen, mir war innerlich so kalt.
Auch eine extreme energetische Veränderung kann diese bestimmte Art der Kälte hervorrufen, wie ich heute weiß.
Meine Welt war zusammengebrochen. Aber ich hatte für mich gesorgt. Endlich.

Teilweise bekam ich an einem Tag 100 Nachrichten.
Anrufe ohne Ende.
Selbst als er mir in der Mittagspause auflauerte und mich packte und festhielt, war ich immer noch zu lieb. Den Kindern zuliebe. Zwei Security saßen im Auto in der Nähe, als ich um Hilfe schrie. Zufällig. Hätte ich ihn angezeigt wegen Körperverletzung, wäre er sofort ausgewiesen worden und seine Kinder ohne ihn.
Heute würde ich es unter diesen Umständen tun, ohne zu überlegen.

Fast zwei Jahre lauerte er mir auf, fand meine neue Adresse heraus und stand plötzlich mit den Kindern vor der Tür.
Sie waren da 4 und 6. Ich hab ihnen abends vorgelesen, sie gehalten, wenn sie weinten, sie umsorgt.
Sie nannten mich Mama und ich hab sie so vermisst.
Mein Herz hat geblutet.
Er wusste genau, was er tat.

Als ich endlich so weit war, ihn anzuzeigen und eine einstweilige Verfügung zu erwirken, wurde das abgewiesen.
Weil ich wegen der Kinder immer mal wieder eine Nachricht schickte, sei nicht klar, ich wolle absolut keinen Kontakt und würde mich bedroht fühlen.

Das perfide war, die ganze Zeit über nach meinem Auszug warf er mir vor, ich hätte betrogen. Wie? Weil ich mein Wort gebrochen habe. Es stimmt. „We stick together, no matter what“, hab ich nicht eingehalten.
Und gelernt, dass es „matters“ gibt, die in meiner Welt nicht vorhanden waren und ich sie deshalb in mein Versprechen nicht mit einbeziehen konnte.
Das wurde er nicht müde, zu betonen. Hat ja jahrelang funktioniert.
So geht Manipulation.

Wenn du also betroffen bist oder jemanden kennst- schreibe klar und deutlich, du willst keinen Kontakt und in Ruhe gelassen werden. Alles notieren und speichern, es dient evtl. alles irgendwann als Beweismittel.
Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich hatte. Teilweise wurde ich von Sicherheitsleuten begleitet und es war langwierig und nicht einfach, aus dem gemeinsamen Mietvertrag entlassen zu werden, da er ja keine Mittel hatte.

Übrigens kontaktierten mich alle möglichen Leute, denen er erzählte, was ihm schreckliches durch mich wiederfährt. Wie ich das tun könne, so herzlos und ob wir nicht reden könnten, sogar eine der Frauen, mit denen er mich betrog, schrieb mir.
Als ich ihr sagte, als sei wegfahren wollten, sagte er mir schon, er würde mich lieben, war sie ganz erstaunt. Sie hätte nicht gewusst, dass wir schon zusammenwohnten.
Seine Therapeutin kontaktierte mich ebenfalls, er sei am Boden zerstört. Auch sie war eine davon.

Was mich von allem am meisten traf, war nicht Körperkontakt mit irgendwem, nein.
Ich verwandte all meine Kraft und noch mehr, um uns diese Wohnung zu ermöglichen. Es war auch sichtbar, ich war ausgezehrt. Durchtrainiert, kaum Körperfett, mit Bodybuilding alles kompensiert, mein Mund verhärtet.
Einer Frau erzählte er von seiner neuen Wohnung und sie sei noch sehr leer.
Er würde von besagter Frau ein Nacktbild aufhängen.
In meine Wohnung. Mit meinen Schulden. Mit meinem Einverdieneraufwand.


In Wahrheit

In Wahrheit sind diejenigen, die alles in ihrer Macht stehen, um zu kontrollieren, ein einziges Angstbündel.
Traumatisiert und voller Angst. Nicht fähig, Verantwortung zu übernehmen, aus Scham, aus Schuld, aus abgrundtiefer Leere in sich. Ein ehrlicher Blick auf sich selbst würde all das anrühren, was diese extremen Manipulationsmechanismen mit aller Macht verdrängen- das eigene Innere.
Hindurch geht es nur hindurch.

Ich erzähle dir davon, um mit dir zu teilen, was du nicht siehst.
Einen langen, schmerzhaften Weg. Eine Geschichte. Erlebnisse, die gerne für sich behalten werden.
So, wie ich sie damals für mich behalten habe.
Und fast kaputt gegangen bin.
Aber nur fast.

Heute hab ich ein untrügliches Gespür für Unstimmigkeiten.
Ich weiß es einfach, wenn jemand nicht kohärent ist.
Und so erkenne ich auch Manipulation.
Mittlerweile auch in meiner Herkunftsfamilie.
Im Ursprung.
Danke.

Danke, dass du meine Geschichte liest. Vielleicht bist du selbst betroffen. Direkt oder indirekt.
Sprich mich gern an.
Aber sprich mit jemandem!
Und bitte mit jemandem, der nicht selbst drinsteckt und schönredet, sondern klar und nüchtern auf deine Situation schaut.

Wenn du wen kennst, der das lesen sollte, erzähl es weiter.

Wenn du eine 1:1 Begleitung in deine innere Freiheit möchtest- klicke hier für dein Erstgespräch
oder schicke mir eine Email.

In Liebe
Milena

BewusstSein, Kakao und Wald- meine Erfahrungen auf dem Weg zu Innerer Freiheit und Verbindung.
Schön, dass du hier bist!

22. Oktober 2025

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